#RegioGespräch mit Marion & Markus Singler. Ortenauer Grundschulen, aufgepasst: Besser lesen leicht gemacht!
- 29 Jan 2024
- Regio Ortenau
OFFENBURG, 26.01.2024, apg. Unsere Gäste im heutigen RegioGespräch sind das Ehepaar Marion (38) & Markus (40) Singler. Die beiden in Gegenbach lebenden Ortenauer haben die alphaben GmbH mit Sitz in Offenburg gegründet. alphaben.app ist eine moderne und innovative Lese-App, die Kindern und Jugendlichen das Lesen attraktiv macht und deren Lesekompetenz deutlich verbessert. Das Motto: “Besser lesen leicht gemacht.”
Warum die beiden Ortenauer Pioniere auf die Idee gekommen sind und wie erfolgreich die ersten Schulen sind, lesen Sie nachfolgend.
Lesen ist von entscheidender Bedeutung für die persönliche Entwicklung von Kindern und Jugendlichen. Es fördert ihre Kreativität, Vorstellungskraft und schulische Leistung. Doch die Lesegewohnheiten von Kindern und Jugendlichen in Deutschland haben sich in den vergangenen Jahren aufgrund der zunehmenden Popularität von Videospielen und Social Media verändert. Dies hat zu einem sinkenden Interesse am Lesen geführt. Um diesem Trend entgegenzuwirken, sind verstärkte Anstrengungen erforderlich, um die Lesemotivation bei Kindern und Jugendlichen zu steigern. Lesen und Verstehen sind die Säulen einer guten Bildung. Eine gute Bildung ist das Fundament einer funktionierenden Gesellschaft.
Marion Singler ist Lehrerin mit Auslandserfahrung. Sie hat bereits schulische Lesekreise geleitet und viel Praxiserfahrung gesammelt. In der Schulpraxis fehlte oft die Zeit. Lesen lernen in inhomogenen Gruppen ist kein leichtes Unterfangen. Es erfordert ein individuelles Eingehen auf die Schüler und eine Frequenz, die deutlich über einmal pro Woche hinausgeht. Marion Singlers persönliche Beobachtungen und Erfahrungen der letzten Jahre haben zu dieser Erkenntnis geführt. Die Klassen sind zunehmend heterogen. Unterschiedliche Kulturen, verschiedene Muttersprachen, stark divergierende soziale Hintergründe und nicht zuletzt die technische Entwicklung mit Internet und Smartphone haben es den Lehrkräften in den vergangenen Jahren immer schwerer gemacht, Grundschülern das Lesen beizubringen. Vor diesem Hintergrund entstand die Lese-App alphaben.
Lesen ohne Denken verwirrt den Geist,
und Denken ohne Lesen macht leichtsinnig.
Konfuzius (551 - 479 v. Chr.)
Wer sind die beiden Pioniere?
Markus Singler war jahrelang im internationalen Vertrieb für ein mittelständisches Ortenauer Unternehmen tätig. Das Paar ist im Gespräch sehr offen, charmant und authentisch. Marion und Markus sind bereits seit 20 Jahren ein Paar. Die Eltern zweier Kinder sammelten Erfahrungen in Kapstadt, Südafrika sowie Dubai, Arabische Emirate. Eine beeindruckende und für beide sehr lehrreiche Zeit. Marion war an beiden Orten als Lehrkraft in deutschen Schulen tätig. In einem Nebensatz lässt Markus durchklingen, dass deren Bildungssystem, die Ausstattung, Nutzung moderner Technologien im hiesigen Vergleich, beachtenswert sind.
Afrika war menschlich und landschaftlich spannend. Bei den Arabern war es sauber, ordentlich und man fühlte sich sehr sicher. Ein unvermitteltes Ende des beruflichen Auslandsaufenthaltes setzte “Corona”. Ihrer selbst und der Kinder wegen brach die Familie den Auslandsaufenthalt ab und kam zurück in die Heimat. Vermutlich auch eine Portion Sehnsucht nach Familie, Freunde, dem Schwarzwald und der Heimat sowie einen enormen Tatendrang im Gepäck.
In dieser Umbruchphase ließ Marion Singler nicht locker und entwickelte nach Feierabend das, wie Markus es nennt, “Moonlight Start-up”. Markus war schnell “angefressen” und unterstützte mit all seinen Kräften und Kompetenzen. Ende 2020 wurde zunächst eine GbR gegründet. Ein Jahr später wurde daraus die heutige alphaben GmbH.
Der Mildenberger Verlag in Offenburg wurde strategischer Partner, die technische Entwicklung und Betreuung der Software übernahm SYNDIKAT7 GmbH in Appenweier. Auch hier bekennen sich Marion und Markus Singler ganz eindeutig zu Qualität und regionalen Handeln. Mit dem beachtlichen Erfolg, dass alphaben heute bereits an über 260 Schulen bundesweit vertreten ist. Nimmt man im Schnitt 250 Schüler pro Schule, sind das bereits 65.000 Kinder, die mit einem neuen Tool in ihrer Lesekompetenz gefördert werden. Wir finden, das macht Hoffnung und ist eine unterstützenswerte Initiative.
Was ist und wie funktioniert alphaben?
Im Slogan zusammengefasst: “Besser Lesen leicht gemacht”, ist alphaben eine Lese-App für Kinder, die sowohl die Lesemotivation als auch das Leseverständnis steigert. Jedes Kind bekommt maßgeschneiderte Buchempfehlungen auf Basis von persönlichen Interessen und auf Basis des individuellen Leselevels. Jedes Buch enthält kindgerechte Worterklärungen und spannende Quizfragen, um die Lesekompetenz zu verbessern. Alpha, Ben und Charlie sind fortan die freundlichen und verständigen Lese- und Verständnishelfer. Mit Punkten und Leseabzeichen werden die ABC-Schützlinge für ihre Leseleistungen belohnt. Den Zugang bekommen die Kinder über die Schulklassen. Mit den Erfolgen und der Initiative “read.share.care” werden in spielerischen Klassenwettbewerben soziale Projekte aus “Betterplace.org” unterstützt.
Die Bereitschaft zum Lesen von Texten oder Büchern bei Kindern und Jugendlichen in Deutschland ist in den vergangenen Jahren sehr rückläufig. Laut der KIM-Studie 2018 lesen knapp zwei Drittel der Kinder zwischen 6 und 13 Jahren gerne oder sehr gerne, aber nur 51 Prozent lesen mindestens einmal pro Woche ein gedrucktes Buch. Der Anteil der Kinder, die gar nicht gerne lesen, liegt bei fünf Prozent. https://www.bpb.de/shop/zeitschriften/apuz/287315/lesekompetenz-und-lesebegriff/
Laut der AWA-Studie 2023 ist die Lesehäufigkeit von Personen in Deutschland ab 14 Jahren, die täglich oder mehrmals wöchentlich Bücher lesen, von 2019 bis 2023 von 9 Millionen auf 8,1 Millionen gesunken. https://www.bpb.de/kurz-knapp/zahlen-und-fakten/soziale-situation-in-deutschland/135811/pisa-lesekompetenz/
Die Gründe für diese Entwicklungen sind vielfältig und hängen von verschiedenen Faktoren ab:
• Das Bildungsniveau der Eltern: Eine Studie des Bundesfamilienministeriums zeigt, dass das Bildungsniveau der Eltern das Leseverhalten der Kinder nachhaltig beeinflusst. Kinder aus bildungsfernen Elternhäusern lesen seltener und haben weniger Zugang zu Büchern als Kinder aus bildungsnahen Elternhäusern. https://www.bpb.de/shop/zeitschriften/apuz/287319/lesekultur-im-wandel-essay/
• Das Geschlecht der Kinder: In allen Altersgruppen lesen Mädchen häufiger und lieber als Jungen. Dieser Unterschied zeigt sich auch in der Lesekompetenz, die bei der PISA-Studie 2018 gemessen wurde. Mädchen erzielten im Durchschnitt 30 Punkte mehr als Jungen. In Deutschland fiel der geschlechtsspezifische Leistungsunterschied mit 26 Punkten etwas kleiner aus. https://www.aok.de/pk/magazin/familie/eltern/die-lesekompetenz-von-kindern-staerken/
• Die Konkurrenz durch digitale Medien: Kinder und Jugendliche nutzen immer mehr digitale Medien wie Smartphone, Computer und Internet, die ihnen vielfältige Unterhaltungs- und Informationsmöglichkeiten bieten. Dies kann zu einer geringeren Lesebereitschaft führen, da das Lesen von Büchern als weniger attraktiv oder anstrengend empfunden wird. https://www.pedocs.de/volltexte/2020/20755/pdf/Goy_Valtin_Hussmann_2017_Leseselbstkonzept_Lesemotivation_Leseverhalten.pdf
Weiterführende Statistiken: https://de.statista.com/themen/257/lesen/
Marion Singlers Herzensangelegenheit ist es, Kinder möglichst individuell zu fördern und zu fordern. Die Lese-App macht dies nun möglich. Die App-Lizenz wird von den Schulen erworben und die Kinder bekommen von den Lehrkräften einen persönlichen Zugangscode. Dieser Code funktioniert dann auch zu Hause am privaten Tablett. Die Vision des sympathischen Ehepaar Singler ist, dass alle Ortenauer Grundschulen die Vorzüge und den Nutzen von alphaben erkennen und den Kindern damit einen bestmöglichen Lernerfolg beim Lesen vermitteln
Was können Eltern tun?
Um die Lesebereitschaft von Kindern und Jugendlichen zu fördern, werden verschiedene Maßnahmen empfohlen:
• Das Vorlesen: Vorlesen ist der erste Schritt in der Lesereise der Kinder und weckt das Interesse am Lesen. Eltern können gemeinsame Rituale entwickeln, um eine Routine aufzubauen, und ihrem Kind verschiedene Bücher und Texte vorstellen. Vorlesen sollte auch dann nicht aufhören, wenn das Kind selbst lesen kann, sondern als gemeinsame Aktivität fortgesetzt werden.
• Das Lesen im Alltag: Eltern können ihr Kind zum Lesen motivieren, indem sie jeden Leseanlass nutzen, der sich im Alltag bietet. Sie können unter anderem dem Kind ein Rezept beim Kochen, die Einkaufsliste, kleine Notizen oder Plakate vorlesen lassen. So wird das Lesen als etwas Selbstverständliches und Nützliches vermittelt.
• Die Medienvielfalt: Eltern sollten ihrem Kind erlauben, verschiedene Medien und Formate zu nutzen, die es interessieren. Ob Buch, Zeitschrift, Lese-App, Comic oder Manga – erlaubt ist, was dem Kind gefällt.
• Die Leseförderung in der Schule: Lehrkräfte können das Lesen in der Schule fördern, indem sie spannende und altersgerechte Texte auswählen, die an die Interessen und das Niveau der Schülerinnen und Schüler anknüpfen. Seit Neuestem sind auch Lesetexte für das vom Land Baden-Württemberg
vorgegebene Leseförderkonzept (BiSS-Transfer) in der App verfügbar. Überdies können Lehrkräfte verschiedene Methoden und Projekte einsetzen, die das Lesen als kreative und kommunikative Tätigkeit gestalten. Hier unterstützt alphaben enorm. Zusätzlich können Lehrkräfte Lesetagebücher, Lesekisten, Leserollen oder Lesetheater anbieten.
Durch Initiativen wie Buchfestivals, Leseförderprogramme und Online-Leseprojekte können positive Veränderungen gefördert und die Bedeutung des Lesens für die persönliche Entwicklung junger Menschen betont werden.
Wir vom Online-Magazin der Regio-Ortenau sind dankbar auf diese Ortenauer Initiative gestoßen zu sein und würden uns sehr freuen, wenn diese wichtige Arbeit an unseren Kindern und Jugendlichen auf fruchtbaren Boden fällt. Marion und Markus Singler danken wir für das so erfrischend geführte RegioGespräch.
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