#RegioGespräch mit Roman Kapellen – über psychische Gesundheit
- 23 Mai 2024
- Regio Ortenau
Offenburg, 22.05.2024, apg. Im heutigen #RegioGespräch sprachen wir mit Roman Kapellen (62, verheiratet), dem Leiter des Beruflichen Trainingszentrums (BTZ) in Offenburg, einer Einrichtung des Beruflichen Reha- und Kompetenzzentrums (BKZ BW gGmbH) Baden-Württemberg. Dieses Zentrum spielt eine wichtige Rolle bei der Unterstützung von Menschen mit psychischen Erkrankungen auf ihrem Weg zurück ins Arbeitsleben. Durch eine enge Zusammenarbeit mit ärztlichem, psychologischem sowie pädagogischem Fachpersonal bietet das BTZ individuelle Betreuung und Beratung.
Inmitten der idyllischen Landschaft von Offenburg erhebt sich ein neues Symbol der Hoffnung: das Berufliche Trainingszentrum (BTZ) als Leuchtturm für Menschen, die unter psychischen Belastungen leiden. In einer Gesellschaft, in der psychische Erkrankungen oft noch als Tabu gelten, bietet das BTZ einen sicheren Hafen – ein Ort, an dem Betroffene nicht nur Unterstützung und Verständnis finden, sondern auch die Möglichkeit, ihren Weg zurück in ein selbstständiges und erfülltes Berufsleben zu navigieren.
Das Zentrum leistet Pionierarbeit, indem es den Betroffenen nicht nur hilft, ihre beruflichen Fähigkeiten wiederzuentdecken und zu fördern, sondern auch dadurch, dass es die öffentliche Wahrnehmung und Akzeptanz psychischer Erkrankungen verbessert. Die Bedeutung dieser Institution kann nicht hoch genug eingeschätzt werden, denn sie gibt den Menschen nicht nur ihre Würde zurück, sondern auch die Kraft, ihre eigene Existenz wieder selbst zu sichern.
Das BTZ Offenburg ist spezialisiert darauf, Rehabilitand*innen durch ein interdisziplinäres Team in der Wiedereingliederung in den Arbeitsmarkt zu unterstützen, unter anderem durch Arbeitserprobung und Assessment, berufsvorbereitende Trainingseinheiten, gesundheitliche Förderprogramme und ein nachhaltiges Nachbetreuungskonzept. Die Einrichtung stellt zudem Werk- und EDV-Räume sowie eine Lehrküche bereit, um praktische Fähigkeiten in einem geschützten Rahmen entwickeln zu können.
Das BTZ arbeitet arbeitgebernah und ist eng mit regionalen Betrieben vernetzt, was den Rehabilitanden hilft, realistische und nachhaltige Arbeitsmöglichkeiten zu finden. Wie Roman Kapellen betonte, ist das Ziel des BTZ nicht nur die berufliche Reintegration, sondern mit einem ganzheitlichen Ansatz auch die Verbesserung der Lebensqualität der Teilnehmer*innen.
In unserem Gespräch unterstrich Herr Kapellen die Bedeutung des individualisierten Ansatzes, den das Zentrum verfolgt, und wie wichtig die Kooperation mit anderen gesellschaftlichen Akteuren ist. Das Engagement und die Erfahrung des Teams im BTZ Offenburg sind entscheidend, um den Teilnehmer*innen nicht nur berufliche, sondern auch persönliche Entwicklungschancen zu bieten.
Roman Kapellen, verheiratet und 62 Jahre alt, ist selbst in Andernach im Rheinland geboren. Er war ursprünglich technischer Zeichner und ging dann 14 Jahre zur Bundeswehr. Die letzte Station bei der Bundeswehr war Straßburg. Durch seinen weiteren Berufsweg und die jahrelange Tätigkeit bei einem regionalen Bildungsanbieter wurde die Ortenau seine neue Heimat. Roman Kapellen bringt eine tiefe Leidenschaft für seine Arbeit und eine beeindruckende Expertise in der beruflichen Rehabilitation mit, was in jedem Aspekt des Programms zu spüren ist.
Die von der Agentur für Arbeit, der Deutschen Rentenversicherung sowie dem Bund und Baden-Württemberg anerkannten Maßnahmen konzentrieren sich auf die Unterstützung von Rehabilitanden beim beruflichen Wiedereinstieg oder der Neuorientierung. Das BKZ bietet dabei Unterstützung in organisatorischen und beruflichen Fragen während der Rehabilitation. Die Bildungs- und Beratungsleistungen umfassen verschiedene Angebote zur beruflichen Neuorientierung, Berufswegplanung sowie Qualifizierungsmaßnahmen und Umschulungsmodelle, die in über 60 Bildungs- und Beratungsstandorten in Baden-Württemberg verfügbar sind.
Von links nach rechts: Roman Kapellen (Leitung BTZ), Nadine Marzloff (Verwaltung BTZ), Sebastian Neuber (Physiotherapeut BTZ), Eva Schmidt (Reha-Fachkraft BTZ), Anka Kapellen-Ulmer (Psychologin BTZ), Angela Schütz (Berufsanleiterin BTZ), Katrin Lorenz-Haake (Sozialpädagogin BTZ), René Kapellen (Wirtschaftsinformatiker, IT BTZ)
Roman Kapellen, der Leiter des Beruflichen Trainingszentrums in Offenburg, sieht es als eine seiner vorrangigen Aufgaben, eine starke Vernetzung mit lokalen Betrieben und Unternehmern im Ortenaukreis zu fördern. Dazu ist er Mitglied im BNI Chapter Salmen geworden, wo er aktiv an der Gemeinschaft teilnimmt und den Austausch mit der lokalen Wirtschaft sucht. Sein Engagement geht darüber hinaus, da er sich leidenschaftlich dem Kampf gegen bestehende Vorbehalte einiger Selbstständiger widmet. Mit Geduld und Fachwissen klärt er Unternehmer über die Vorteile der Wiedereingliederung auf.
"Frag dich nicht, was die Welt braucht. Frag dich, was dich lebendig macht, und geh das tun. Denn was die Welt braucht, sind Menschen, die lebendig sind."
Howard Washington Thurman
Neben dem offensichtlichen sozialen Beitrag, den die Integration leistet, hebt Kapellen hervor, dass Arbeitgeber auch von finanziellen Unterstützungen profitieren können. Dies, kombiniert mit der Chance, in Zeiten des Fachkräftemangels hoch qualifizierte und überaus loyale Mitarbeiter zu gewinnen, macht die Zusammenarbeit mit dem BTZ für lokale Unternehmen attraktiv. Diese Partnerschaften sind nicht nur ein Gewinn für die Betriebe, sondern tragen auch wesentlich zur Stabilisierung und Wiederherstellung des beruflichen Lebens der Rehabilitanden bei, was die gesamte Region stärkt.
Das im November 2023 neu eröffnete Berufliche Trainingszentrum (BTZ) in Offenburg bietet auf etwa 1000 m² eine umfangreiche Palette an beruflichen Trainingsmöglichkeiten für bis zu 30 Rehabilitant*innen. Die Einrichtung beinhaltet spezialisierte Werkstätten für Holz-, Metall- und Farbarbeiten sowie kreative, künstlerische Tätigkeiten. Des Weiteren gibt es Bereiche für hauswirtschaftliche Dienstleistungen, einen Café- und Servicesektor, sowie einen kaufmännischen Bereich, der kaufmännische Tätigkeiten, Verwaltung, Medien und EDV umfasst.
Interessierte haben die Möglichkeit, das BTZ in Absprache unverbindlich zu besuchen (jeden Dienstag in ungeraden Wochen ab 14:00 Uhr), um einen ersten Einblick zu gewinnen oder eine Beratung in Anspruch zu nehmen. Da alle Angebote von öffentlichen Trägern finanziert werden, entstehen den Teilnehmern keine Kosten. Die Einrichtung ist nach § 51 SGB IX anerkannt.
beinhaltet Regelungen zu Einrichtungen der beruflichen Rehabilitation. Darin wird festgelegt, dass Leistungen zur beruflichen Rehabilitation in speziellen Einrichtungen wie Berufsbildungswerken, Berufsförderungswerken und vergleichbaren Institutionen erbracht werden sollen. Dies ist besonders dann der Fall, wenn die Art oder Schwere der Behinderung des Leistungsberechtigten oder die Sicherung des Erfolgs besondere Hilfen dieser Einrichtungen erfordert. Die Einrichtungen müssen unter anderem eine erfolgreiche Durchführung der Leistung erwarten lassen, angemessene Teilnahmebedingungen bieten, die behinderungsgerecht sind, und die Leistungen nach den Grundsätzen der Wirtschaftlichkeit und Sparsamkeit ausführen.
Für weitere Informationen zum § 51 SGB IX, besuchen Sie die offizielle Website:
Gesetze im Internet.
Das BTZ befindet sich in der Okenstraße 25 in 77652 Offenburg, mit einem Eingang über die Gaswerkstraße 38. Dank der zentralen Lage nahe dem Bahnhof und Busbahnhof ist das Zentrum hervorragend mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar, was den Zugang für alle Beteiligten erleichtert.
In einer Welt, die oft schnelllebig und gnadenlos erscheint, steht das BTZ als Beleg dafür, dass Integration und menschliches Miteinander möglich sind. Offenburg hat nun wahrlich einen Leuchtturm, der weit über die Grenzen der Stadt hinausstrahlen wird.
Wir danken Roman Kapellen für seine Arbeit und das offen geführte Gespräch.